Stadt / Vielfalt

Üblicherweise gibt eine Stadt die Planung bei der Zukunftsentwicklung vor und fragt dann zu ausgewählten Themen und Orten die Bürger*innen. Gutes Morgen Münster kehrte diese übliche Reihenfolge radikal um, und fragte danach, was die Bürger*innen bereits tun für die Zukunft von Münster - ohne etwas vorzugeben. Über 311 Projekte wurden daraufhin eingereicht - aus dieser Menge ohne eine Vorauswahl prämierungswürdige Ideen auszuwählen war eine große Herausforderung. Daran erinnert sich auch Stadtplaner Prof. Dr. Klaus Selle, der Gutes Morgen Münster von Beginn an (2015) aus wissenschaftlicher Sicht begleitete und dem Expertengremium vorsaß. Gleichzeitig zeigt die Vielzahl der Projekte auch eindrucksvoll die Vielfalt, die das Engagement der Zukuftsmacher*innen prägt. Das Besondere an Gutes Morgen ist also nicht so sehr ein einzelnes Projekt sondern die Größe des bereits vorhandenen Engagements. 

Mit dem Wettebewerb Vielfalt machen! im Jahr 2018 kamen weitere Projekte dazu und füllten den Pool an Zukunftsmacher*innen auf über 400 Projekte. Dieser reiche Schatz an unterschiedlichsten Expert*innen wurde immer wieder in den Zukunftsprozess eingebunden, so beispielsweise auch bei den Stadtforen.

Sehr viel! Zunächst einmal gilt: Wenn viele Menschen, Organisationen und Unternehmen in unserer Stadt gut mit Vielfalt umgehen können, wenn sie unterschiedliche Talente und Kulturen für das Beste der Gemeinschaft zusammen bringen, können sie auch die Herausforderungen meistern, die die Zukunft mit sich bringt. Ganz konkret zeigt sich dieser Wert beispielsweise in der Innenstadt, die nicht ausschließlich durch konsumorientierte Angebote rund um die Uhr lebendig gehalten werden kann sondern erst durch den Mix mit vielfältigen, kulturellen Angeboten ein Magnet für alle Menschen wird und somit zur Identität in der Stadtentwicklung maßgeblich beiträgt. 

Gleichzeitig trägt Kultur sehr viel zur Beheimatung von Neu-Münsteraner*innen bei, wie das Beispiel von Gifty Wiafe eindrucksvoll zeigt. Aus Ghana stammend hat sie beim Cactus Junges Theater ihren Ort für Kultur gefunden, hat schnell Deutsch gelernt, hat begonnen zu studieren und ist seit dem so stark mit der Stadt Münster verbunden, dass sie mit den "Mighties" ihr eigenes Ensemble gegründet hat und sich somit selbst für Vielfalt engagiert.

Eine ganz zentrale Gruppe in der Stadtgesellschaft fehlte trotz dem vielfältigen Pool an Zukunftsmacher*innen bei Gutes Morgen Münster, erinnert sich Anke M. Leitzgen - die Autorin des Bookazine. Kinder und Jugendliche werden bei der Beteiligung zur Stadtentwicklung häufig vergessen oder nicht ernst genommen. Dass es auch anders geht, zeigte die ganz konkret in Kooperation mit Lehrer*innnen und Schüler*innen der Gesamtschule Mitte und der App #stadtsache. Die Jugendlichen aus der achten und neunten Klasse beschäftigten sich ein halbes Jahr lang mit ihrer Umgebung und ganz konkret dem Hörster Parkplatz. Sie sammelten Ideen für eine alternative Nutzung dieser Fläche und hielten diese mit Videos, Grafiken und Ton in der App fest. Damit diese Ideen nicht einfach verhallen stellte sich die Stadtverwaltung jeder einzelnen Idee und gab Auskunft darüber, welche Ideen tatsächlich Potential für eine Umsetzung haben. Ähnliche Projekte mit Schüler*innen und der App #stadtsache wurden auch am Hittorf-Gymansium und der Primus-Schule Berg Fidel durchgeführt.

Von ähnlichen Erfolgserlebnissen kann auch der (ehemalige) Vorsitzende des Jugendrates Hesham Alhamwi berichten - zumindest fragt man ihn nun nicht mehr danach, ob es sich lohnt sie einzubeziehen sondern nur noch nach der Art und Weise und ihren bereits erzielten Erfolgen.