Die 3 Perspektiven des IFM: Freiraum, Siedlung, Energie (auf Freiflächen) im Außenbereich und der Weg zum Konzept
Münstersche Stadtlandschaft

IFM - Integriertes Flächenkonzept für Münster entsteht

02.06.2023 - "Münstersche Stadt-Landschaft - Siedlung und Freiraum in der Balance". So heißt ein zentrales Handlungsfeld unseres Integrierten Stadt­entwicklungskonzeptes "ISEK Münster 2030". Der hier anschließende IFM-Prozess geht diesem Anspruch nach. 

Das Integrierte Flächenkonzept Münster (IFM) möchte die Nutzungs­ansprüche an Münsters Stadt-Flächen sichtbar machen, um im breiten Dialog die Weichen für eine lebenswerte Stadt von Morgen zu stellen. Zentrale Aufgabe im Erarbeitungsprozess ist es dabei, die drei Hand­lungsfelder Siedlung, Freiraum und Energie ins Gleichgewicht zu bringen und in einem Zukunftsbild für 2045 zusammenzuführen.

Nach den ersten Phasen der Konzept-Entwicklung bestand auch die Chance für alle Bürgerinnen und Bürger mitzureden. Die Online-Beteiligung ist inzwischen beendet und wird aktuell ausgewertet. Vertiefende  Informa­tionen zum mehrstufigen Verfahren des IFM-Prozesses finden Sie hier.

Tim Bernsen
Stadtplanungsamt
0251 492-6199
Mattias Bartmann
Stadtplanungsamt
0251 492-6115

Warum ein solches Konzept und Vorgehen?

Im Rahmen unseres Zukunftsprozesses und der Erarbeitung des ISEK Münster 2030 war deutlich geworden: Natürliche Freiräume und landwirtschaftliche Flächen sind keine bloßen Reserveflächen für die Wohnbaulandentwicklung, sondern bedürfen einer eigenständigen Betrachtung und qualitativen Weiterentwicklung. Münster hat ein klug geplantes und über Generationen bewahrtes System der Grünordnung als 'Rückgrat', das bekannteste Element ist dabei sicher der sogenannte 1. Grünring, die historische Promenade, die sich um die Altstadt legt. 

Die Corona-Pandemie mit der zeitweisen Schließung von Arbeitstätten, Geschäften und öffentlichen Gebäuden hat die Bedeutung wohnungsnaher Grünflächen und Erholungsräume eindrucksvoll bestätigt. Der immer spürbarere Klimawandel, aber auch der dramatische Artenschwund zeigen inzwischen noch einmal deutlicher, wie wichtig Münsters Grünbereiche für eine lebenswerte und resiliente Stadt sind. Dennoch müssen in gewissem Maße weiter neue Potenzialräume be­stimmt werden, um flächensparend, stadt- und zentrennah Bauflächen zu ent­wickeln.

Neben der Betrachtung der Siedlungs- und Freiräume hinzugekommen ist im Sinne einer vorausschauenden Planung für Klimaschutz und Klimaanpassung auch eine ganz neue Aufgabe: Systematisch Standorte für eine großflächige klimafreundliche Energiegewinnung wie Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen zu identifizieren und fest­zulegen.  

Was sind die Aufgaben, wo liegen die Konflikte?

Denn Münster ist in einer besonderen Situation: Im Gegensatz zu vielen Städten auch in Westdeutschland erleben wir eine anhaltende Attraktivität, die mit Be­völkerungs­wachstum einhergeht. Münster gehört – mit anderen starken Hoch­schul- und Wissenschaftsstandorten – zu den sogenannten Schwarmstädten, die vor allem junge Menschen anziehen. Nicht wenige von ihnen möchten bleiben. Eine hohe Nachfrage nach Wohnraum lässt die Preise steigen, was insbesondere für die Haushalte mit normalen und kleineren Einkommen zu einem großen Problem wird. Es ist also keine echte Option, dem wachsenden Wohnraumbedarf nicht aktiv nachzukommen.

Das Ziel ist der Erhalt einer kompakten Stadt. Diese Flächen können nur selten in schon besiedelten Bereichen gefunden werden, wie das Gärtnereigelände Moldrickx in Kinderhaus. Weiterhin werden sie nicht selten an den Siedlungsrändern liegen und etwas in die Freiräume hineinragen. Deshalb ist es wichtig, diese in ihrer Bedeutung und Funktion genauer zu untersuchen und gegebenenfalls aufzuwerten. 

Ein weiterer Anlass, die Arbeiten hier aufzunehmen, war die Absicht der Bezirks­regierung Münster, den Regionalplan (mehr dazu unten) für das Münsterland fortzu­schreiben. Die Kommunen der Region waren aufgefordert, bis zur Jahresmitte Perspektivräume, in denen sie zukünftige Entwicklungspotenziale für ihre Sied­lungs­bereiche sehen, gut begründet an die Regionalplanung zu melden. Dazu ist es sinnvoll, die Bedarfe zu bestimmen und die Eignung dieser Räume fachlich fundiert zu prüfen. 

Es gilt also, die drei Handlungsfelder Siedlung, Freiraum und Energie ins Gleich­gewicht zu bringen und in einem Zukunftsbild für 2045 zusammenzuführen. Das geschieht am besten im Dialog von Stadtverwaltung und -politik mit der Stadt­gesellschaft, die so die vielfältigen Nutzungsansprüche frühzeitig einbringen und auch die Zielkonflikte mit internen und externen Fachleuten besprechen kann.

Was bedeutet Regionalplanung?

Auch wenn die kommunale "Planungshoheit" in Deutschland ein hohes Gut ist, macht Raumplanung nicht an Gemeindegrenzen Halt. Auf allen föderalen und auch auf EU-Ebene wird Raumnutzung gelenkt. Die Regionalplanung koordiniert die gemeindliche Siedlungsentwicklung und gleicht sie mit landesplanerischen Zielen ab, im Flächenland NRW obliegt diese Aufgabe 6 Regionalräten, deren Geschäfts­stellen den Bezirksregierungen und dem Regionalverband Ruhr zugeordnet sind.

Sie können sich auch direkt an der Fortschreibung des Regionalplans beteiligen. Geben Sie Ihre Einschätzungen für Münster und die ganze Region noch bis einschließlich 
30. September 2023 ab.

Was lief bisher? Wie geht es weiter?

Politik und Verwaltung der Stadt Münster haben mit den beauftragten Büros frühzeitig einen transparenten Qualitäts- und Zielkatalog als "Leitplanken" für den IFM-Prozess erarbeitet - die IFM-Charta. Die vereinbarten Ziele wurden dann in der Flächen-Werkstatt mit den beteiligten Fachverbänden, Interessengruppen und Schlüsselakteuren (z.B. aus Klima- und Umweltschutz, Bauen, Energie und Wirtschaft) anhand konkreter Flächen diskutiert, Konflikte wurden so sichtbar. Am 23. Mai 2023 kamen die bislang beteiligten Akteure und die interessierte Stadt­öffentlichkeit erstmals zusammen. Die Handlungsoptionen wurden zu drei alternativen Szenarien verdichtet: 

  • Lebendige Kernstadt – Konzentration des Wachstums um die innere Stadt
  • Starke Achsen – Entwicklung entlang der SPNV*-Achsen
  • Stadt und Land(schaft) – kleinteilige dezentrale Arrondierung und behutsame Weiterentwicklung

Diese wurden dann online allen Bürgerinnen und Bürgern zur Beteiligung gestellt, dort wurden sie noch einmal ausführlich erläutert. Der IFM-Prozess ist auch nach der Online-Beteiligung sowie der Abgabe von Münsters Beitrag zur Fortschreibung des Regionalplans nicht beendet. Auf Basis der intensiven Untersuchungeen und Erörterungen erfolgt jetzt der Entwurf eines integrierten räum­lichen Gesamtkonzepts, welches die drei Leitnutzungen ausgewogen berück­sichtigt und die Vorteile der verschiedenen Szenarien bestmöglich versucht zusammenzuführen. 

Die Arbeiten werden weitergeführt, um die Siedlungsflächenoptionen des neuen Regionalplans weiter zu präzisieren, die Qualifizierung von wertvollen Freiflächen vorzubereiten und potenzielle Standorte zur Erzeugung erneuerbarer Energien in Münster zu ermitteln.  Ab Herbst ist eine öffentliche Abschluss-Werkstatt zur Fertigstellung des Integrierten Flächenmanagement-Konzeptes vorgesehen.

*  Der sog. Schienen-Personen-Nahverkehr umfasst den regionalen Eisenbahnverkehr.

Der Prozess der Erarbeitung des Integrierten Flächenmangementkonzepts