07.06.2024 - Die Techniker Krankenkasse und die Stadt Münster machen sich gemeinsam stark für "Gesundheit in der nachhaltigen Stadt". Im Februar und März konnten sich Vereine, Initiativen, freie Träger und öffentliche Einrichtungen auf Fördermittel für vielfältige und innovative Projekte bewerben, die sich mit der stadtteil- und zielgruppenbezogenen Gesundheitsförderung in Münster beschäftigen wollen. Acht kleine, aber nachhaltige Pilotprojekte werden nun unterstützt.
Das Besondere: Die von der Techniker Krankenkasse (TK) bereitgestellten Fördermittel für den Verfügungsfonds lagen zunächst bei 30.000 Euro. Aufgrund der vielen sinnvollen Anträge hatte die TK den Förderbeitrag kurzerhand um weitere 5.000 Euro aufgestockt - ein starkes Zeichen für die Gesundheitsförderung in Münster!
Ob es um ein gesünderes (Körper-)Selbstbild geht, um Digitalkompetenz im Alter hinsichtlich Gesundheitsthemen, gesundes Essen, ausreichende Bewegung in natürlicher Umgebung oder um aufsuchende Drogenprävention: Die Projekte des Verfügungsfonds sind vielseitig und sollen den Menschen mehr Möglichkeiten geben, die eigene Gesundheit zu fördern und im Rückschluss auch wichtige Erkenntnisse für das kommunale Handlungsprogramm einer gesunden Stadt aufzeigen.
Der Fonds ist speziell für Mikroprojekte im Bereich der Gesundheitsförderung in den Stadtteilen gedacht. Dabei wurden neue Projekte oder bereits bestehende Projekte, die weiterentwickelt wurden, gefördert. Die Träger bringen in der Regel einen Eigenanteil ein.
Von 19 eingereichten Ideen werden acht Mikroprojekte gefördert:
Das Cohaus-Vendt-Stift möchte mit seinem Projekt "Im Alter nicht offline und allein" Bewohner*innen des Altenheims und Senior*innen im Quartier bei der digitalen Medienkompetenz fördern und sie so bei der aktiven Teilhabe am gesellschaftlichen Leben unterstützen. Mit Workshops und Kursangeboten soll die digitale Kompetenz der Teilnehmenden insbesondere mit Blick auf die Themen Wohlbefinden, Gesundheit und Selbstständigkeit gestärkt werden, wie z.B. bei Terminbuchungen, gesundheitsrelevanten Inhalten zur Mobilität, Bewegung und geistiger Aktivität sowie Förderung der digitalen Sozialkompetenz in Form von Messanger-Diensten etc.
Damit soll auch dem Thema Einsamkeit präventiv entgegengewirkt werden und eine Vernetzung der Senior*innen aus der Einrichtung und aus dem Quartier sowie Austausch zwischen den Generationen geschaffen werden.
Marcel Scharf von fördiko und Nicole Bleckmann aus dem Cohaus-Vendt-Stift planen das generationsverbindende Projekt zur digitalen Teilhabe im Quartier ©Cohaus-Vendt-Stift
Geplant ist eine nachhaltige Begleitung und Unterstützung durch die Einrichtung eines Mentorenprogramms, um den Teilnehmenden auch nach Abschluss der Schulungen bei Fragen und Problemen zur Seite zu stehen. Daraus soll ein fester Quartiersstützpunkt entwickelt werden.
Ziel des Projektes ist es, möglichst vielen Kindern aus dem Hansaviertel einen ersten Zugang zu gesunder und nachhaltiger Ernährung aufzuzeigen sowie ein Bewusstsein hierfür zu schaffen: In Kooperation mit verschiedenen Kitas und Grundschulen im Hansaviertel wird mit den jungen Teilnehmer*innen gemeinsam ein kinderfreundliches Hochbeet im öffentlichen Raum erkundet. Die Kinder pflanzen gemeinsam neue Kräuter in das Hochbeet und pflegen die bereits vorhandenen. Anschließend werden verschiedene Kräuter mit allen Sinnen erkundet, bevor diese in einer Kochaktion mit weiteren Lebensmitteln verarbeitet und gemeinsam in gemütlicher Atmosphäre verzehrt werden.
©ImpulsWerk Münster e.V.
Es soll eine Wertschätzung von Natur und Lebensmitteln bei den Kindern erzielt werden. Zudem soll ihnen gezeigt werden, wie man den eigenen Stadtteil nachhaltig gestalten und gesunde Orte schaffen kann.
Das Präventionsprojekt richtet sich an junge Frauen im Alter von 16 bis 25 Jahren, die von gesellschaftlichen Schönheitsnormen und Körperidealismus betroffen sind und ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Essstörungen haben.
Junge Frauen sollen dazu ermutigt werden, sich selbst anzunehmen und ein gesundes Körperbild zu entwickeln. Die Teilnehmerinnen sollen lernen, sich selbst wertzuschätzen und Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten und ihre Einzigartigkeit aufzubauen. In den Kursen werden Schönheitsideale kritisch hinterfragt, über Essstörungen aufgeklärt, gesunde Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten gefördert und Techniken zur Stressbewältigung erlernt.
Durch feministische Empowerment-Programme sollen die Teilnehmerinnen dazu ermutigt werden, für ihre Rechte einzustehen, sich gegen Unterdrückung und Diskriminierung zu wehren und solidarisch für einander einzutreten.
©Beratungsstelle Frauen helfen Frauen e.V.
Die Kurse finden von Juli bis Oktober 2024 statt. Weitere Infos sind auf der Website der Beratungsstelle Frauen helfen Frauen e.V. zu finden:
Drei partizipative Workshops stellen das Kernstück des Kooperationsprojektes von health.pro.fit und Foodsharing Münster e.V. dar. In diesen wird mit mindestens fünf Teilnehmer*innen der Community bzw. verschiedener Communities in Coerde als Co-Entwickler*innen das Workshopkonzept für „Gemeinsam Essen retten und gesund genießen“ erarbeitet. In diesen Co-Entwickler*innen Workshops sollen Fragen zu Rahmenbedingungen, Inhalten und Ansprachestrategien beantwortet werden. Im Ergebnis der Co-Entwickler*innen-Workshops soll ein kultursensibles und passgenaues Workshopkonzept „Gemeinsam Essen retten und gesund genießen“ entstehen, das sowohl die gesunde Ernährung als auch die Rettung geteilter Lebensmittel nahebringt. Dieses wird in Form übertragbarer Ablaufpläne und Materiallisten (z.B. Checklisten) festgehalten und so für die mehrmalige Nutzung als Angebot ansässiger Institutionen in Coerde verfügbar gemacht.
©Foodsharing e.V.
Das entstandene Workshopkonzept „Gemeinsam essen retten und gesund genießen“ wird im Rahmen des Projektes einmalig erprobt und evaluiert.
Mit dem Projekt werden in Kinderhaus vor allem Mädchen und junge Frauen mit Migrations- oder Fluchterfahrung dabei unterstützt, das Fahrradfahren zu erlernen und sich auf und mit dem Rad wohler zu fühlen. Dadurch werden die Teilnehmerinnen empowert und erleben mehr Selbstständigkeit in Alltag und Freizeit. Sie entwickeln ein Bewusstsein für die Bedeutung von Bewegung im Alltag und geben dieses an ihre Mitmenschen weiter. Damit fördert das Projekt „Bike, Empower and Meet“ gesundheitliche Chancengleichheit für Mädchen und junge Frauen in Münster-Kinderhaus.
Die jungen Frauen haben im Anschluss des Kurses die Möglichkeit, sich selber als Trainerinnen oder Trainerinnenassistentinnen fortzubilden und so langfristig weiteren Frauen dabei zu helfen, das Rad für sich zu entdecken.
Teilnehmerinnen und Trainerinnen eines Anfängerinnen-Fahrradkurses von Move and Meet e.V.
©Move and Meet e.V.
Das Projekt „Bike, Empower and Meet“ wird vom Verein Move and Meet e.V. geleitet und in Kooperation mit dem Projekt „Pedal Power“ an der Waldschule Kinderhaus (Hauptschule) und dem Verein Bike Bridge e.V. durchgeführt.
Das Haus der offenen Tür (HOT) Coerde wird Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Coerde, die von Benachteiligungen betroffen sind, täglich ein gesundes Essen anbieten bzw. die Speisen gemeinsam mit ihnen zubereiten. Die Speisenauswahl ist dabei angelehnt an bekannte Gerichte, sodass sich die Besucher*innen des HOT angesprochen und verstanden fühlen. Die vertraute Atmosphäre, die bei dem gemeinsamen Essen entsteht, wird für persönliche Gespräche genutzt und trägt zum Vertrauensaufbau bei. In erster Linie geht es bei dem „Gesunden Essen“ darum, dass den Besucher*innen des HOT der Zugang zu gesundem Essen ermöglicht und das Wissen, was eine ausgewogene Ernährung ausmacht, vermittelt wird.
©HOT Coerde
Durch das regelmäßige Anbieten des gemeinsamen Kochens von gesunden Speisen haben alle Besucher*innen fast täglich den Zugang zu gesundem Essen. Dadurch besteht eine große Chance, dass ganz viele Menschen anfangen, über ihre Ernährung nachzudenken und die Ernährungstipps anwenden. Um das Wissen um gesunde Ernährung zu erarbeiten, gibt es über den ganzen Projektzeitraum regelmäßige Schulungen der Multiplikator*innen, die sich aus den Honorarkräften, den pädagogischen Fachkräften und dem Thekenteam des HOT zusammensetzen.
Mit dem Projekt möchte der Stadtsportbund Münster e.V. zusammen mit weiteren Partnern ein gesundes Aufwachsen und Leben in Berg Fidel durch niedrigschwellige und offene Bewegungsangebote im Stadtteil födern - und zwar allen voran im öffentlichen Raum. Dadurch möchte der Verein zur Aktivierung gerade der Menschen beitragen, die sich bisher nicht bewegen oder im Sport noch keinen Raum gefunden haben. Ob Senior*innen, Erwachsene, Jugendliche oder Kids: Alle Bewohner*innen sollen dabei zum Mitmachen und Mitgestalten motiviert werden. Die Aktionen wie der bewegte Schulhof (Bewegungsangebot für Kinder mit ihren Eltern) oder Parcours finden im Sommer statt.
Bewegungslotse*innen, die aus dem Stadtteil kommen, sollen dabei helfen eine Brücke zu den Angeboten zu bauen und Unsicherheiten und Ängste vor dem Fremden abzubauen.
©Münster Marketing/David Kolkmann
Die Maßnahmen und Projektideen sind aus den Aktivitäten der AG Sport und Bewegung in Berg Fidel entstanden, die wiederum aus dem Gesundheitsforum Berg Fidel hervorgegangen ist. Die AG ist ein Zusammenschluss von Vereinen, Institutionen und Interessierten, die sich für ein gesundes und bewegtes Aufwachsen und Leben in Berg Fidel durch einen gesundheitsfördernden und bewegungsfreundlichen Sozialraum einsetzen.
Mit einem im vergangenen Jahr bereits vom Verein eve&rave Münster e.V. angeschafften Wohnwagen werden in Kooperation mit dem Hawerkamp e.V. und weiteren Partnern auf dem Gelände des Hawerkamps, meist in der Zeit zwischen 23 Uhr abends und 5-6 Uhr morgens Infostände zur Drogenprävention angeboten. Diese sind für alle Besuchenden des Geländes unabhängig von den Clubs zugänglich. An den Infoständen werden Infobroschüren und safer use Materialien kostenlos, je nach Bedarf rausgegeben/ zur Verfügung gestellt. Bei Fragen oder Unsicherheiten wird eine individuelle Beratung angeboten sowie auf weitere Hilfsangebote hingewiesen. Nutzende des Angebots multiplizieren das erlernte Wissen zum Umgang in Bezug auf den Konsum an ihre Peer-Group und sorgen somit indirekt für einen achtsameren Konsum im Umfeld.
©eve&rave Münster e.V.
Das gesamte Team nimmt an einem mehrteiligen begleiteten Awareness-Prozess mit dem Ziel teil, gemeinschaftlich ein Awareness-Konzept zu etablieren. Mit der Förderung soll das entwickelte Konzept in die laufende Arbeit integriert werden. Durch den sensibleren Umgang sollen ein Safe Space im Nachtleben geschaffen und die Abläufe und Standards im Verein nachhaltig verbessert werden.
Der Verfügungsfonds ist eingebettet in das ebenfalls von der TK geförderte Projekt „Gesundheit in der nachhaltigen Stadt“, das im April 2021 gestartet ist. Im Projekt erarbeiten die Stadt und die Universität Münster ein gemeinsames Handlungsprogramm, das eine strukturelle Gesundheitsförderung in der Stadtentwicklung fest verankern soll. Mit dem Verfügungsfonds besteht die Möglichkeit, in den Stadtteilen kleine Pilotprojekte umzusetzen und im Rückschluss wichtige Erkenntnisse für das kommunale Handlungsprogramm einer gesunden Stadt zu gewinnen.
Aufgrund der großen Resonanz zum Verfügungsfonds hat die TK in Aussicht gestellt, dass der Stadt Münster auch für 2025 ein Verfügungsfonds für Mikroprojekte der Gesundheitsförderung bereitgestellt wird.
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